150 Jahre Kreuzschwestern in Offenburg

„Man muss Mut haben und stark sein!" – dieses Wort der seligen Stifterin Mutter Maria Theresia Scherer war für die beiden Schwestern, die vor genau 150 Jahren in Offenburg das Werk der barmherzigen Liebe begannen, Auftrag und Weisung. Sie waren dem Ruf des damaligen Stadtpfarrers und Dekans Adam Pellissier zur Ausübung der Privatkrankenpflege gefolgt, der sie zunächst in einer kleinen Mietwohnung unterbrachte.

„Durch die stete Vergrößerung der Schwesternfamilie musste wegen Platzmangel ein mehrmaliger Wohnungswechsel stattfinden. Die letzte Mietwohnung war bei der Frau von Heimburg [am Stadtbuckel, Hauptstraße 91], welche eine große Wohltäterin des Krankenpflegevereins wurde." Durch ihre großherzige Stiftung war es möglich, viele Arme in der Stadt unentgeltlich zu pflegen. Bald stieg die Zahl der Gemeinschaft auf zwölf Schwestern.

Im Jahre 1885 konnte in der Kornstraße das im Jahr zuvor erworbene stattliche Barockgebäude bezogen werden, welches nun den Namen „Vinzentiushaus" erhielt. Zehn Jahre später kam das Nachbarhaus in der Gärtnerstraße dazu. „Im Ganzen konnten nun 80 Pensionäre aufgenommen werden und ist das Haus Dank der göttlichen Vorsehung und der Fürbitte des Hl. Josefs stets besetzt." In dieser Zeit konnte auch eine Krankenstation mit OP eingerichtet werden, die bis 1956 in Betrieb bleiben sollte. Über vierzig Jahre wurde auch eine Kneippanstalt betrieben. Eine Hostienbäckerei begann ihre Produktion, und mit der Eröffnung des Ölbergkindergartens 1896 wurden die Schwestern auch in der Kinderbetreuung aktiv. Zwischen den beiden Weltkriegen betreuten die Hegner Kreuzschwestern in Offenburg vier weitere Kindergärten: in der Spinnerei und Weberei die „Fabrikkinderschule", in der Franz-Volk-Straße den „Franz-Simmler-Kindergarten" und in der Oststadt die Kindergärten beim Ortenauer Hof und den Franz-Walz-Kindergarten in der verlängerten Wilhelmstraße. Die Gemeinschaft war zeitweilig auf 28 Schwestern angewachsen. Rund um die Uhr waren sie für die Kranken im häuslichen Bereich tätig. Ihr Fortbewegungsmittel war lange Zeit das Fahrrad. Durch ihr Ordensgewand prägten sie in Offenburg das Stadtbild und waren bei der Bevölkerung stets beliebt und gerne gesehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Schwestern für kurze Zeit im s. g. Siedlungskindergarten (Hildboltsweier) und betreuten und leiteten ein Flüchtlingsheim im ehemaligen Gasthaus „Badenia" gegenüber des Bahnhofes.

Im Jahre 1976 gaben die Schwestern die Leitung des Ölbergkindergartens ab und beendeten auch ihr Wirken im Städtischen Altersheim in der Kornstraße. In der häuslichen Krankenpflege ergab sich 1974 eine Änderung durch die Gründung der Sozialstation St. Ursula e. V. Die Leitung hatten zunächst noch Kreuzschwestern inne.

Werner Scheurer

 

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